Ehrenvorlesung: Vortrag und Diskussion Nobelpreise und Nobelpreisträger im Uniclub

Nobelpreisträger Dr. Dr. h.c. mult. Stefan W. Hell - Wie man eine vermeintliche naturwissenschaftliche Grenze überwindet … und was man daraus machen kann

Im 20. Jahrhundert war man der Meinung, dass sich die Auflösung eines mit fokussiertem Licht arbeitenden Lichtmikroskops nicht fundamental über die von Ernst Abbe formulierte Beugungsgrenze hinaus steigern lasse. Der Nobelpreisträger Professor Hell zeigt - nicht zuletzt auch anhand seiner Autobiographie - auf, wie sich diese Grenze von einer etwa halben Lichtwellenlänge (200 nm) im Fluoreszenzmikroskop überwinden läßt. Neueste Entwicklungen wie die MINFLUX und MINSTED-Mikroskopie erreichen sogar Auflösungen von 1–3 nm, was etwa der Größe der Fluoreszenzmoleküle selbst entspricht. Die ca. 100 mal bessere Auflösung und die damit messbare Moleküldynamik eröffnen für die Lichtmikroskopie vollkommen neue Anwendungsfelder in den Lebenswissenschaften.

Stefan W. Hell ist wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Direktor sowohl am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg als auch am Max-Planck-Institut für multidisziplinäre Naturwissenschaften in Göttingen. Hier leitet er die Abteilung für NanoBiophotonik. Stefan Hell ist zudem Honorar-Professor für Experimentalphysik an der Universität Göttingen und apl. Professor für Physik an der Universität Heidelberg. Er ist Mitglied des Vorstandes des Laser-Laboratorium Göttingen und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und zu Heidelberg. Im Jahre 2008 erhielt er einen Ruf nach Harvard, den er ablehnte.

Stefan Hell studierte Physik an der Universität Heidelberg und schloss sein Studium 1990 mit der Promotion ab. Von 1991 bis 1993 arbeitete er am EMBL (European Molecular Biology Laboratory) in Heidelberg, gefolgt von Aufenthalten an den Universitäten Turku, Finnland, (1993–1996) und Oxford, England, (1994). 1996 habilitierte er sich in Physik an der Universität Heidelberg. 1997 wurde er zum Leiter einer selbständigen Max-Planck-Nachwuchsgruppe am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen berufen, wo er seine Forschung zur optischen Mikroskopie jenseits der Beugungs­grenze etablierte.

Von 2003 bis 2017 leitete er ebenfalls eine Forschungsgruppe am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Nach mehreren Rufen in die USA, Großbritannien, Deutschland und Österreich wurde Stefan Hell im Oktober 2002 zum Direktor am Göttinger Max-Planck-Institut berufen. Er hat mehr als 300 Originalarbeiten veröffentlicht, die sich vor allem auf das Durchbrechen der von Ernst Abbe 1873 formulierten Beugungsgrenze in der fokussierenden Lichtmikroskopie richten, für das er Pionierarbeit geleistet hat. Seine Arbeiten wurden im Jahr 2014 mit dem Kavlipreis in Nanoscience und dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Seit 2016 ist Hell zugleich Direktor am Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg. 2022 wurde er in den "Orden Pour le mérite" aufgenommen. 2023 erhielt er die Ehrenmedaille “In Publica Commoda” der Universität Göttingen und wurde mit dem Werner-von-Siemens-Ring ausgezeichnet.

Dr. Dr. h.c. mult. Stefan W. Hell

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