Vortrag und Disskusion
Oft unterschätzt, aber unerwartet spannend: Kognitive Fähigkeiten bei Fischen
„Die kognitiven Fähigkeiten von Fischen, insbesondere von Knorpelfischen, sind zwar immer noch schlechter untersucht als diejenigen anderer Tiergruppen – sie sind aber nicht weniger ausgeprägt. Wir erforschen diese seit vielen Jahren in Verhaltensstudien an Bambushaien und Süßwasserstechrochen
und vergleichen sie mit denen von Knochenfischen. Die Themen sind vielfältig, sie beinhalten unter anderem visuelle Diskriminierung und Kategorisierung von 2D- und 3D-Objekten, serielles Umkehrlernen, Aufgaben zum seriellen Umkehrlernen, ‚Matching-to-sample‘ Lernen, numerische Kompetenz, Wahrnehmung illusionärer Konturen und Bewegung sowie das Erinnerungsvermögen und die räumliche Orientierung. Es gibt große inter- und intraspezifische Unterschiede in Bezug auf die
Lernleistung von Fischen, mit einigen wiederkehrenden Trends, die wahrscheinlich mit unterschiedlichen Lebensstilen und Anforderungen zusammenhängen. Um die Verhaltensarbeiten zu
ergänzen, untersuchen wir auch die neuronalen Substrate, die an der Verarbeitung kognitiver Informationen beteiligt sind. Einer der auffälligsten Unterschiede in der Gehirnmorphologie zwischen
den einzelnen Gruppen der Wirbeltiere ist das Fehlen eines Neokortex bei Fischen, Amphibien und Sauropsiden. Bei Fischen werden kognitive Informationen daher in anderen neuronalen Substraten verarbeitet als bei Säugetieren.“ (Vera Schlüssel)
PD Dr. Vera Schlüssel lehrt am Institut für Zoologie unserer
Universität. Nach der Promotion an der University of Queensland,
School of Biomedical Sciences (Australien) habilitierte sie sich
2015 in Bonn. Ihr Schwerpunkt ist die Neurobiologie -
Verhaltensforschung bei Fischen. Sie untersucht u.a. die
kognitiven Fähigkeiten von Fischen mit dem Schwerpunkt auf
Haien und Rochen – zum Beispiel, ob Fische geometrische
Figuren oder Farben auseinanderhalten können und ob die Tiere
ein räumliches Gedächtnis haben.